SE Live 2019 - 09./10. Mai 2019

Je älter und größer ein Softwaresystem ist, desto wichtiger ist eine verlässliche, automatisierte Testsuite. Insbesondere, wenn ich unter Zeitdruck viele Änderungen umsetze und kurze Release-Zyklen habe.
Wenn das System wächst, muss auch die Testsuite wachsen. Damit steigt aber auch die Ausführungsdauer. Wir sehen in der Praxis immer öfter Suites, die mehrere Stunden oder sogar Tage laufen. Langlaufende Suites werden aber typischerweise seltener ausgeführt als schnelle Suites, z.B. wöchentlich statt täglich. Leider müssen Entwickler dadurch immer länger auf Feedback warten, wodurch es immer aufwändiger wird, die Ursache für fehlschlagende Tests zu lokalisieren. Ironischerweise mindert das den Wert der Tests gerade für die Systeme, in denen sie eigentlich besonders wichtig sind.

Test-Impact-Analyse adressiert dieses Problem, indem sie Testfälle aussortiert, die bei der nächsten Ausführung höchstwahrscheinlich keine Fehler finden. Dazu werden die Code-Änderungen analysiert, die seit dem letzten Testlauf durchgeführt worden sind. Außerdem werden Tests so in Reihenfolge gebracht, dass sie möglichst schnell möglichst viele Änderungen durchlaufen. In unseren empirischen Studien konnten so über 90% der Fehler in weniger als 2% der Ausführungszeit gefunden werden.

Im Vortrag stelle ich Grundlagen, Forschungsergebnisse und empirische Studien zu Test-Impact-Analyse vor und berichte aus unseren eigenen Erfahrungen im Einsatz in unserer Entwicklung.

Anforderungen an Software-Systeme sind kein Selbstzweck, sondern dienen spezifischen Zwecken (z.B. Kommunikation mit dem Kunden, Basis für Systemtests, etc.) und müssen diese Zwecke erfüllen können.

Der genaue Zweck und die Rahmenbedingungen eines Projekts sind aber oft verschieden. Basierend auf diesen Prämissen führen wir seit 5 Jahren Projekte zur Qualitätsverbesserung von Anforderungen durch.
In diesem Vortrag will die Lessons-Learned aus einer Reihe von Verbesserungsprojekten der letzten Jahre zusammenfassen, unter anderem:

- Was sind die Probleme im Requirements Engineering, auf die wir stoßen?
- Was sind Best-Practices, die in der Praxis funktioniert haben (und welche nicht)?
- Auf welche Widerstände stoßen wir in der Praxis (und wie kann man sie überwinden)?
- Haben bessere Anforderungen überhaupt etwas gebracht?

"Vernetzter Straßenverkehr" steht für die Idee der maschinellen Kommunikation von Fahrzeugen untereinander, mit der Verkehrsinfrastruktur, mit anderen Verkehrsteilnehmern und mit zentralen Verkehrsleitsystemen. Die Kommunikation dient zum Austausch von Informationen sowie zur kooperativen Bewältigung von Verkehrssitautionen - letztendlich mit dem Ziel, Sicherheit und Effizienz des Verkehrs zu verbessern sowie die Teilnahme daran zu vereinfachen. Nach über einem Jahrzehnt mit Forschung, Standardisierung und Feldtests, läuft zur Zeit die regionale/nationale Regulierung der Kommunikation. Ebenso beginnen die Überlegungen, wie ein solches, stark Software-lastiges, hochgradig verteiltes, mobiles System großflächig und für hunderte Millionen von Teilnehmern entwickelt werden kann.

Der Vortrag zeigt, dass viele der spezifischen Anforderungen an die Software für den vernetzten Straßenverkehr mit Hilfe aktueller Atchitektur/Engineering-Muster erfüllt werden können. Insbesondere für das Engineering der funktionalen Sicherheit des großen, komplexen Systems ist allerdings noch Kreativität gefragt.